CodeVET
Kompetenzentwicklung in der Berufsbildung. Ein internationaler Vergleich zur Planung und Umsetzung von Unterricht in der kaufmännischen Berufsausbildung
In der internationalen beruflichen Bildungsforschung liegen zunehmend Studien zu den Systemen und Strukturen beruflicher Bildung vor. Wenig bekannt ist jedoch über die konkreten Planungen und Umsetzungen beruflicher Bildungsprozesse. Im Projekt CodeVET wird der Stellenwert und die Ausprägung der Kompetenzorientierung in der kaufmännischen Berufsausbildung in China und Russland vergleichend untersucht. Das wesentliche Ziel des Projekts ist es zu erforschen, ob und wie Elemente der Kompetenzorientierung sowohl in der curricularen Ausgestaltung als auch in der Umsetzung im Unterricht in den genannten Ländern etabliert sind. Ein weiteres Ziel liegt in der Entwicklung und Anwendung einer Untersuchungsmethodik zur Analyse sowie zum Vergleich von Unterricht in der international vergleichenden Berufsbildungsforschung.
In der internationalen Curriculumforschung werden regelmäßig drei Dimensionen unterschieden: intended curriculum (eine Reihe von formalen Dokumenten, die Lernprozesse regulieren), implemented curriculum (Lehr-Lern-Prozesse) sowie achieved curriculum (Lernerfolge von Lernenden). Diverse wissenschaftliche Befunde zeigen auf, dass zwischen den drei Dimensionen deutliche Diskrepanzen existieren. Ein wichtiges Ziel verschiedener Reformen und Modernisierungsaktivitäten im Bereich der beruflichen Bildung besteht darin, diese Diskrepanzen zu verkleinern. In vielen Ländern werden dazu die Kompetenzorientierung der Curricula, des Unterrichts und der Lernergebnisfeststellung als wichtiger Ansatz angesehen.
Die Zentralle Fragestellung des Projektes lautet:
Inwieweit und wie sind die Elemente des kompetenzorientierten Ansatzes in der didaktisch-curricularen Planung und didaktisch-methodischen Umsetzung des Unterrichts in den betrachteten Zielländern etabliert und wie können sie weiterentwickelt werden?
Zur Analyse der Kompetenzorientierung in den intendierten und implementierten Curricula sowie der möglichen Diskrepanzen wird ein Mix verschiedener Datenerhebungs- und Analysemethoden angewendet. Die Ableitung des Kriteriensets für die Untersuchung der Kompetenzorientierung wird durch eine Analyse der einschlägigen deutschen, russischen, chinesischen und englisch-sprachigen Literatur realisiert. Die anschließende Analyse der intendierten Curricula bedient sich dieser Kriterien und erfolgt inhaltsanalytisch. Anschließend werden die Ergebnisse supranational verglichen. In der nächsten Phase wird die Unterrichtsrealität mit der Methode der strukturierten Unterrichtsbeobachtung in ausgewählten Berufsschulen der beiden Länder untersucht. Dabei fließen die vorher erarbeiteten Kriterien über einen Beobachtungsbogen ein. Zudem werden die im Unterricht beobachteten Lehrkräfte zum Verständnis und zur Realisierung der Kompetenzorientierung interviewt.
Durch die enge Kooperation mit der Higher School of Economics in Moskau und den Shanghaier Universitäten, East China Normal University und Tongji University, wird ein authentischer Feldzugang in den Partnerländern ermöglicht – eine Voraussetzung zur Produktion verallgemeinerbarer Schlüsse. Die Ergebnisse, so ist zu erwarten, stellen eine wichtige Grundlage für Handlungsempfehlungen zur Weiterentwicklung dualer Berufsbildung dar.
Weitere Informationen zu den Projekten aus der BMBF-Förderlinie finden Sie auch auf der Webseite des Metaprojekts INVET. Zusätzlich finden Sie dort auch ein Interview mit Herrn Prof. Dr. Dietmar Frommberger, der darin einen kurzen Überblick über das Projekt CodeVET gewährt.